Schabenreith – ein Paradies für Tier und Mensch
Zu meinem diesjährigen Geburtstag hab ich mir selbst ein paar Stunden des Glücks geschenkt. Inmitten von Tieren die gerettet, befreit, aufgelesen wurden und einen artgerechten Lebensabend in liebevoller Pflege verbringen dürfen – im Tierparadies Schabenreith.
Über 450 Tiere haben in Schabenreith ein Zuhause gefunden. Aus einer quälerischen Haltungen befreit, kurz vor dem Schlachthof oder aus der Nutztierhaltung freigekauft. Wir wurden sehr herzlich von Harald, einer seiner Helferinnen und aufgeregten Hunden begrüßt. Trotz einer Unmenge an Arbeit haben sie sich für uns Zeit genommen, um uns ihre Schätze zu zeigen und haben mir damit ein großes Geburtstagsgeschenk gemacht, Hoffnung.
Ein Nandu – Pärchen wohnt in Schabenreith, welches auf dem Wiener Flughafen aufgegriffen wurde. Eine Frau hat versucht sie in Miniboxen zu schmuggeln. Die Augen …
Auf dem gesamten Gelände begegnet man Schweinchen, wirklich freien Schweinchen. So wie sie es verdienen, so wie es sein sollte. So, wie die Werbung es uns vorgaukelt aber komischerweise noch nie jemand irgendwo freie Schweine gesehen hat, in der der Menge, in der sie von Herr und Frau Österreich verzehrt werden.
In der Katzenlounge wird man sofort von mindestens 5 Schönheiten niedergekuschelt. Dein Schoss ist der beliebteste Platz und deine Tasche das interessanteste Objekt. Katzen mit nur einem Auge, einer steifen Pfote, schrecklichen Vorgeschichten (ein bisschen wie meine Kaninchen zuhause) und trotzdem sind sie alle, fast alle, manche sind wirklich ein bisschen vorsichtig, voller Freundlichkeit und Neugier.
Ein kleines Highlight für jagdgestörte TirolerInnen sind die Rehe und der Hirsch. Sie dürfen dort frei im geschützten Wald leben ohne Angst, sofort nach Schnauze raus – abgeschossen zu werden. Und das spürt man auch, sie sind nicht scheu. Eine wunderschön intensive Erfahrung, einem Wildtier so nah sein zu dürfen. Ich sehe Rehe sonst immer nur in Panik davonlaufen. Leider hatte ich auch eine schreckliche Erfahrung mit einem Reh das ein Autofahrer vor mir angefahren hat, welches dann verletzt auf der Strasse lag und der Nachkommende (obwohl ich beim Reh stand und wild fuchtelte) es erneut anfuhr und Fahrerflucht beging. Ich mein – es ist ja nicht so – als hätte da nicht auch ein Mensch liegen können, es war bereits dunkel. Damals wollte mir keiner helfen das Reh zum Veterinär zu bringen, wieder wurde ich als das kleine „Mädchen“ abgetan, das Reh wurde vom Jäger erschossen. Niemals vergesse ich diesen Schuss, niemals vergesse ich das Flehen des Rehs, niemals vergesse ich seine Angst, meine Verzweiflung und den vergeblichen Kampf, dass man ein Leben nicht einfach beseitigen darf. Dies zieht sich durch mein Leben.
Das Erlebnis Rehe sehen zu dürfen denen es gut geht, hat dieses Ereignis wieder hochkommen lassen. Es ist mir nach wie vor unverständlich wie man ein gesundes, junges Lebewesen erschiessen kann. Auch ohne „Grund“, also wie man überhaupt auf ein Lebewesen schiessen kann. Das ist in hohem Grade gewalttätig und ja, in einer Form geisteskrank. Jagd ist keine Notwehr oder ein notwendiger Lebenserhaltungstrieb, es ist einfach nur die Lust am Töten eines wehr – und chancenlosen Mitgeschöpfs.
Pferde, die nicht schön genug waren und auf die Schlachtbank sollten, wo auch noch ein Metzger eingeladen wurde um den Preis hochzutreiben.
Kaninchen in der Skylounge mit Panoramaview.
Und wieder bei den Schweinchen. Ein besonders großes hat unseren Besuch verschlafen, es war schließlich auch Sonntag, die anderen waren äußerst interessiert.
Das ist Glückseligkeit, auf allen Seiten. Schweine sind intelligent, das wissen wir. Außerdem antworten sie. Immer wenn ich an dem Liegenden vorbeigegangen bin, hat es gegrunzt. Auch wenn ich was gesagt habe, hat es gegrunzt. Das Kleinere hat versucht meine Zehen zu fressen. Ihre Steckdosenschnauzen sind so weich. Ich erinnerte mich an meinen Besuch in der Mastfabrik, wo es den Schweinen nicht so gut ging. Aber auch damals hatte ich dieselben Empfindungen gegenüber diesen wunderwollen Wesen. Schaut in ihre Augen. Wie menschlich sie sind.
Und der Mensch nimmt ihnen ihr wertvolles, gesundes Leben. Es ist mir unverständlich.
Am Ende waren wir noch bei einem Hund, der einen großen Milztumor hat und trotzdem nicht entsorgt wird. Er darf leben bis es vorbei ist. Mit Freunden. Ich habe ihn beobachtet. Er ist alleine über den Hof gegangen, hat geschaut wo die Sonne ist, wo die anderen sind. Er atmet schwer und kann nicht mehr so schnell gehen, aber er hat Freude, er empfindet, er lebt. Es kümmert sich jemand und es ist nicht egal, ob er da ist oder nicht, sein Leben ist wichtig. Jemand hat gefragt: „Willst du sterben oder leben?“ und er hat leben gesagt, so wie es wahrscheinlich alle tun würden. Kein Mensch, kein Arzt hat entschieden dass er ein zu großer Aufwand ist und es billiger wäre, ihn zu beseitigen und dies dann einfach vollstreckt.
Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei Harald und Co. für die gemeinsame Zeit, für eure wertvolle, sinnvolle, harte Arbeit und wünsch euch allen die Kraft und Stabilität, die dafür notwendig sind.
Zum Geburtstag wünsche ich mir dass alle meine LeserInnen einen kleinen Betrag an das Tierparadies Schabenreith spenden. Man kann dort auch Urlaub machen und sie so unterstützen oder eine Patenschaft für ein Tier übernehmen. Es ist schon ein körperlicher und seelischer Riesenkraftakt diese Arbeit zu tragen, wenigstens finanziell sollten sie sich keine Sorgen machen müssen.
Spendenkonto BAWAG:
IBAN: AT22 1400 0467 1040 9714
BIC: BAWAATWW
Tierparadies Schabenreith – Das etwas andere Tierheim.
Ziehbergstrasse 23
4562 Steinbach am Ziehberg
Danke.
Christina