Jökulsárlón

Roadtrip Iceland – die Gletscherlagune Jökulsárlón oder: Die Galerie des tiefsten Blau am Breiðamerkurjökull

Heute sprechen wohl eher die Farben und Bilder für sich: Blau in allen Variationen. Wir besuchen die Gletscherlagune Jökulsárlón und fahren mit dem Zodiac Boot nah zum Breiðamerkurjökullgletscher. Vorbei an bizarren Eisskulpturen, die selbst (oder gerade deswegen!) bei schlechtem Wetter leuchten und an Vergänglichkeit erinnern. Eine weitere Liebeserklärung an Island.

Das Wetter immer noch trüb, die Stimmung nicht. Jeden Morgen die Erkenntnis: Ja, du bist in Island. Drei Schafe, die Ringstrasse, weiter gehts.

Ringstrasse Island

Über eine Brücke und dann ist sie da: Die Gletscherlagune Jökulsárlón. Es ist noch früh am Morgen, trotzdem sind schon viele Autos da. Ich stieg aus und wurde von einem kleinen Kerlchen begrüßt, was mich mindestens so freute wie die schöne Umgebung.

Vogel Jökulsárlón

Ein erster Blick.

Jökulsárlón

Trotz des trüben Wetters leuchtete das Eis. Vögel ließen sich auf riesigen Eisbergen Richtung Meer treiben. Das Schwarz im Blau ist Vulkanasche. Es krachte und war windig. Wieder eine ganz andere Welt als das bereits erlebte Island.

Jökulsárlón

Ganz hinten sieht man den Breiðamerkurjökullgletscher, von dem die Eisbrocken abrechen. Sie schwimmen langsam durch die ganze Lagune (Jahre), unter einer Brücke durch, bis sie ins Meer gespült werden. Wir wanderten am Ufer entlang und sahen eiskalte Kunstwerke in den schönsten Farben.

Jökulsárlón Breiðamerkurjökull

Jökulsárlón Breiðamerkurjökull

Jökulsárlón

Am Parkplatz standen zwei LKW Anhänger, die Bootstouren verkaufen. Man kann mit dem Zodiac Boat fahren, mit dem man nah an den Eisbrocken vorbei in Richtung Gletscher saust oder mit dem Amphibienboot, welches eher einen Überblick von weiter weg verschafft. Natürlich hab ich mich für ersteres entschieden und wir bekamen gerade noch die letzten zwei Plätze, mein Freund musste leider die langweiligere Tour machen. Es empfiehlt sich hier also tatsächlich zu reservieren.

Jökulsárlón Zodiac Boat

Jökulsárlón

Dick eingehüllt in einen rot – neongelben Anzug saßen sich nun acht Menschen in dem engen Boot gegenüber und tauchten immer tiefer in das Kunstwerk. Vor dem Gletscher blieben wir stehen und ich musste wieder: schauen, schauen, schauen.

Jökulsárlón Breiðamerkurjökull

Während alle hektisch mit ihren Kameras am Boot herum stapften und mal kreischten weil es dadurch wackelte und sie dachten es kentert, krachte es plötzlich ganz laut. Ich bekam trotz des dicken Anzugs Gänsehaut. Ein großes Stück Gletscher ist abgebrochen. Da, wo es auf dem Bild ganz blau ist sind die letzten Stücke runtergekommen. Ich fand es schön. Ich fand es abenteuerlich. Ich war dankbar. Das Geräusch geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Aber gleich stark empfand ich auch Traurigkeit. Erinnert zu werden an etwas, was unaufhörlich passiert und wir es offensichtlich nicht aufhalten können oder wollen. Auch der Guide am Boot erklärte wie weit der Gletscher in den letzten drei Jahren zurückgegangen ist. Ich weiß es ja von Tirol und sehe es täglich wie sich unsere Gletscher zurückziehen. Aber hier, die Riesen, das ist nochmal beeindruckender und ermahnender.

Ich dachte an die Bilder von Eisbären, die lange schwimmen müssen und deren Lebensraum sich verringert. An das Artensterben durch die Erwärmung, durch die Erhöhung des Meeresspiegels. Ich dachte daran, was ich alles falsch mache. Ein paar Dinge versuchen wir bereits richtig zu machen. Erdgasbetriebenes Auto, heizen mit Holz und vegane Ernährung. 115 Millionen Tonnen Methangas entstehen jährlich durch „Viehzucht“ (schreckliches Wort). Außerdem wird für das Futter dieser Tiere brandgerodet. Durch tierische und chemische Dünger dieser Flächen entstehen zusätzlich Stickoxide. Fälschlicherweise wird immer geglaubt, Regenwald wird für den Sojaverbrauch des Menschen gerodet. Nein, tatsächlich sind das nur ein paar Miniprozent. Man muss nur überlegen. Flächenmässig würde es gar nicht funktionieren das ganze Futter für unsere Masttiere selbst anzubauen. Das kommt alles aus dem Regenwald.

für 1 kg rindfleisch

 Bildquelle: https://fleischlosvegetarisch.wordpress.com/

Der Guide führte uns vorbei an seinen Lieblingseisskulpturen und wies darauf hin dass das was wir sehen noch lange nicht das ist, was es tatsächlich ist. Unter der Wasseroberfläche wird es erst abenteuerlich.

Jökulsárlón

Jökulsárlón

Jökulsárlón

Jökulsárlón

Eine Robbe haben wir auch gesehen! Die Möwen hatten großen Spass neben uns her zu fliegen.

Es war ein großes, emotionales Abenteuer. „Passt auf!“ würde ich gerne jedem sagen. Passt auf, auf unseren Planeten. Die Dinge, vor denen Wissenschaftler warnen und die viel weniger in den Medien sind als irgendwelche Promis, passieren tatsächlich. Es gibt Orte auf der Welt, da ist dies spürbar. Die Gletscherlagune Jökulsárlón ist einer davon. Nicht, weil wir alle Angst haben sollen und immer nur an Katastrophen denken. Nein, aber es gibt kleine Entscheidungen tagtäglich die große Wellen schlagen, ähnlich wie die sichtbaren und sichtbaren Teile des Eisberges. Wie auch schon in meinen vorigen Beiträgen, ich bin da so „drin“, ich empfinde dies alles als Ganzes und es fühlt sich nicht gut an, wenn viele Menschen solche großen Vorgänge ignorieren.

Liebes Island, die Gletscherlagune ist eines deiner schönsten Orte. Ob Sonne, ob Regen, ob Nebel, ob Wind, du bist einfach wunderschön.

Jökulsárlón Breiðamerkurjökull

Im nächsten Beitrag fahren wir an einen Wikingerstrand und durch die Ostfjorde.

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