Vom Recht, Nein zu sagen.

Ein persönlicher Bericht. Das fragwürdige Recht über eines anderen Körper, Freiheit und Leben zu bestimmen betrachten und fühlen.

Es geht mir gesundheitlich nicht so gut. Aus diesem Grund musste ich in den letzten Wochen – mehrmals zur MRT (Magnetresonanztomographie). Ich bin eine Angstpatientin und das bekam ich in diesen Untersuchungen volle Kanne zu spüren. Ich möchte vo einer dieser berichten, aus gutem Grund.

Da Gefäße untersucht werden mussten wurde mir im Vorfeld schon mitgeteilt, dass mir Kontrastmittel gespritzt werden würde. Ich hatte Zeit mich seelisch vorzubereiten, was nicht immer von Vorteil ist. Kurz vor der Untersuchung hatte ich schlussendlich so Angst, dass ich kaum mehr die Einverständniserklärung ausfüllen konnte, so gezittert habe ich. Wovor diese Angst? a) dass ich von diesem Mittel unberechenbare Nebenwirkungen bekomme – die ich zwar ertragen könnte und würde – aber b) währenddessen in dieser Röhre liege und mich nicht bewegen kann. Wenn mir schlecht werden würde zum Beispiel, könnte ich nicht mal den Kopf heben. Es ist der absolute Kontrollverlust und Ausgeliefertsein.

Die Untersuchung ging so vonstatten: Mir wurde die Kanüle gelegt, ich musste mich hinlegen, ein Gitter würde über den Kopf gelegt und dann die Anweisung, ganz ruhig zu liegen. Es gibt einen Notfallknopf den man drücken könnte, wenn etwas „wäre“.

Von der Angst wie gelähmt wurde ich in die Röhre geschoben. Ich kannte sie ja bereits, also schloss ich diesmal die Augen um mir vorzustellen, ich wäre noch draußen. Klappte nicht. Das Schlimme diesmal: ich hatte die Kanüle im Arm, ich wusste nicht, was passiert und wann. Es wurde laut und mir heiß, konnte kaum noch schlucken, wollte flüchten, flüchten, flüchten. Ich war der fixen Überzeugung, das Kontrastmittel ist schon überall in mir drin. Es war Panik in einer ihrer grässlichsten Formen. Meine Hand am Notfallknopf zitterte, aber ich drückte nicht. Krampfhaft versuche ich mich weg zu meditieren. Klappte nicht. Ich versuchte an Island zu denken, an weite Landschaften, Wind, Meer, an Kaninchen, es klappte nicht. Ich musste an den Hühnertransporter denken, der an diesem Tag umgekippt ist und wieviele dadurch verendet sind. Daran, was die im Gegensatz zu mir durchmachen mussten. Dass viele Tiere auch krank sind und krank elendig sterben, weil sich niemand kümmert. Dass Tiere oft halbtot und stundenlang auf Straßen liegen, weil sie angefahren sind und auf ihren Tod warten müssen. Ständig in seinem Angesicht.

„Jetzt testen wir den Zugang“ hörte ich. Aha. Erst jetzt also. Was Angst aus mir macht! Ich war zu 100% überzeugt, ich würde schon Nebenwirkungen spüren. „Alles in Ordnung?“ „mmh“ „laut sprechen“ „geht so“ „brennts?“ „nein“. Nach zehn Minuten dann: „Jetzt kommt das Kontrastmittel, die Untersuchung dauert aber nur mehr 1:30 Minuten.“ Ok, das schaff ich! dachte ich. Ich zähle die Sekunden, ich bin bald wieder draußen. Das Mittel wurde mir gespritzt und es passierte – nichts.

Rausgeholt haben sie mich erst lange Minuten später, nicht so wie versprochen. Mir war schwindelig, ich hatte Kopfweh, ich war müde und kaputt, aber das war mit Sicherheit ganz allein meine Panik, die meinen Körper sehr sehr angestrengt hat.

 

Warum schreibe ich darüber?

In dieser Situation habe ich mich schrecklich gefühlt. Ich war gefangen, mir wurde etwas „angetan“ was ich nicht steuern konnte und in der Situation auch nicht mehr wirklich „ablehnen“. ABER ich hätte es können. Weil ich ein Mensch bin. Wenn ich NEIN sage, wird in den meisten Fällen darauf Rücksicht genommen. Wenn ich nicht will dass mir jemand oder etwas zu nahe kommt, auch. Und wenn jemand meinem Körper etwas antut kommt er ins Gefängnis, genauso, wie wenn er mich dauerhaft einsperren würde.

Wie ist das bei den Nutz – und Haustieren, oft auch Wildtieren? Nehmen wir zum Beispiel die Kühe. Kühe sind in den meisten Fällen – wenn sie das Glück haben weiblich zu sein und noch nicht umgebracht wurden aufgrund ihrer Unbrauchbarkeit – angebunden. Dauerhaft. Eingezwängt in einem dunklen Raum. Können sich hinlegen und aufstehen. Einmal im Jahr kommt der Bauer und steckt seine Hand in ihre Geschlechtsteile um sie zu schwängern. Sie trägt das Kalb aus, auf engstem Raum, es wird ihr sofort nach der Geburt genommen da die „höhere“ Spezies Mensch ihre Milch will. Dann geht das Besamen wieder von vorne los. Achja, haufenweise Antiobiotika oder Hormone oder „sei-so-wie-ich-es-will“ Medikamente werden ihr auch gespritzt. Wieviele Persönlichkeitrechte werden hier innerhalb einer einzigen Stunde verletzt? Sind Tiere, die auch einen Körper und eine Seele haben die leidet, Schmerzen empfindet, sich nach etwas sehnt oder einfach nur Grundbedürfnisse hat (wie sich um ihr Baby zu kümmern) keine Persönlichkeit? NEIN?

Ich bin SO wütend – ängstlich – sensibel bei den Themen mein Körper – mein Recht, Freiheit und Recht auf Leben. 

Meine fester Glaube ist dass wir nicht das Recht haben jemandem anderen etwas anzutun, was wir selber nicht wollen oder ertragen können. Und dazu gehört wohl bei jedem Menschen das Eingesperrt werden und das fremde Eindringen in oder Bedrängen des eigenen Körpers. Bei jedem Menschen! Den nichtmenschlichen Tieren sprechen wir diese Rechte einfach ab, wobei jeder fühlende Mensch am eigenen Leib erfahren kann (und wahrscheinlich auch schon hat) wie es ist, wenn man zu etwas gezwungen wird, einem Gewalt angetan wird oder wenn man kurzzeitig seiner Freiheit beraubt wird. Was wir alle noch nicht erleben mussten ist das bewußte sinnlose Töten, wenn zB ein Jäger entscheidet, das Reh muß weg. Aus Gründen wie etwa – die pure Lust am Töten.

Eine verdammte Memme bin ich im Gegensatz zu dem, was die Tiere erleiden müssen. Sie haben keine Stimme und können nicht tippen. Ist es deshalb ok für sie zu entscheiden?

Ich möchte nicht sagen, dass diese furchtbaren Ungerechtigkeiten nur Tieren widerfahren. Wehrlosen Kindern, Frauen, auch Männern geht es genau so. Weil es Menschen gibt, die aus irgendeinem Grund (Geld, Macht, Liebe) stärker sind und dies zu ihrem Vorteil nutzen. Dies geht sehr wohl auch bis zum sinnlosen Töten. Auch das Thema Frau – Sein in der Jetzt – Zeit spielt bei mein Körper – mein Recht eine große Rolle und beschäftigt mich schon seit längerem, es wird auch noch einen Blogbeitrag dazu geben.

Heute habe ich von einem Baby gelesen, welches blind und taub auf die Welt kam und sich nicht bewegen kann. Der EU Gerichtshof habe entschieden, dieses Leben sei nicht lebenswert und könne beendet werden. Ja, geht es noch? Die Eltern flehen eine experimentelle Therapie ausprobieren zu „dürfen.“ Fremde Menschen entscheiden über das LEBEN ihres KINDES? Fremde Menschen bestimmen, KEIN Leben sei besser als dieses, wahrscheinlich ungesehen. Ich kann das nicht verstehen, ich kann das einfach nicht verstehen! Das Kind hat doch nicht mal die Chance Nein zu sagen! Es haben nicht mal die Eltern – die sehr wohl sprechen können – die Chance nein zu sagen, die Eltern!! Ich denke man liest gerade meine Emotionen. Wie oft geht es mir auch bei Tierärzten so bei denen „kaputte“ Tiere, deren Behandlung zu viel Zeit oder Geld kostet, einfach entsorgt werden  … sollen.

Mit der Kanüle im Arm in einer ausweglosen Situation die von außen gesteuert wird habe ich in Bruchteilen erahnen können, wie es ist wenn am anderen Ende ein lachender Mensch sitzt, eine gefühllose Bestie die sich über meinen Körper und mein Leben erheben könnte. Die problemlos über mich entscheiden kann da ich wehrlos bin. Und gerade WEIL ich eine so derartige Angst empfinden kann, setze ich mich so sehr für Tiere ein. Wäre ich cooler, würde ich diesen Schmerz wahrscheinlich nicht mitfühlen.

Hier läuft etwas extrem falsch. Auch was wir unserer Mutter Erde antun, die wir auch ständig mit Gewalt penetrieren,  beschädigen und denken das passt schon so, wir dürfen das, das geht ewig gut so! Ich kann spüren dass dem nicht so ist, du auch? Was gegen sie geht, geht gegen uns.

Es tut mir leid dass der heutige Beitrag negativ ist, aber es musste sein. Ich denke meine LeserInnen sehen die Tiertransporter entlang der Autobahn, die dunklen Ställe, die eingesperrten Haustiere in kleinen Käfigen, schutzlose stille Menschen, das Blut an den Händen der Gierigen, das Böse. Ich hoffe auch neuen LeserInnen Denkperspektiven anbieten zu können warum ein NEIN (persönlich, im Konsumverhalten und so viel mehr) machtvoll sein kann, Dinge verändern kann und dass dieses gewaltige Recht jedem zusteht,

jeder,

nicht nur der Spezies Mensch.

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