Island 2017 – Teil 2 – Snæfellsnes & die Westfjorde

Hier kommt der Troll, das schüchterne Herumschleichen um den Stratovulkan Snæfellsjökull, Snæfellsnes in seiner Magie, Látrabjarg und ein ganz nahes Puffinerlebnis, der rote Strand Rauðisandur, ach ja … und die wahre Legende vom Axlar Björn.

Weiter gehts. Nach dem Bruarfoss sind wir durch den Nationalpark Thingvellir wieder zur Westküste gefahren und von dort auf die Halbinsel Snæfellsnes. Ein mystischer Ort, so erzählt man es sich. Auch Jules Verne hat dies bereits erkannt, in dem er den dortigen Stratovulkan Snæfellsjökull zum Eingang zum Mittelpunkt der Erde auserkor. Außerdem heißt es, soll der Berg ein magischer Ort sein, eines der kräftigsten Energiefelder der Erde. In meiner allgemeinen Erschöpfung und dem nicht damit Zurechtfinden also ganz passend. Ich verspürte Vorfreude. Auch soll auf Snæfellsnes der einzigste Serienmörder Islands gewohnt haben, der Axlar-Björn, und zwar ganz in der Nähe unserer Unterkunft. Er habe im 16. Jahrhundert Reisenden  Unterkunft gewährt, um sie dann mit der Axt zu ermorden. Auch heute noch kann man auf der dortigen Farm übernachten, buchbar auf allen großen Portalen. Sie haben den Axl damals aber erwischt und dreigeteilt. Damit er ja nicht wieder zurückkehrt haben sie ihn unter drei Steinhaufen verteilt beerdigt, einer der Steinhaufen war ein paar hundert Meter neben unserem Ferienhaus. Mich gruselt sowas nicht, mich gruseln lebende Unmenschen viel mehr, aber meinem Sohn hat es schon ein paar Haare aufgestellt.

Wir hatten für drei Tage ein Ferienhaus. Das war erholend. Wir konnten waschen, kochen, uns ausbreiten, unsere Touren auf einem riesigen Tisch planen. Das Wetter hat anfangs nicht so mitgespielt.

 

Tag 6 & 7 & 8 – Peninsula Snæfellsnes

Sturm und Regen. Es war so, wie man es sich in den wildesten Polargebieten vorstellt. „Achtung ich geh jetzt raus“, Tür festhalten, sich was vors Gesicht halten, der andere macht die Tür wieder voller Kraft zu, zum Auto rennen, die Autotür festhalten, einsteigen, mit voller Kraft die Autotür zu, sonst würde sie abreißen. Aber nicht mal das kann einem auf Island die Laune verderben.

Snaefellsnes veganinchen

An dem Tag war es das Beste sich unterirdisch fortzubewegen, deshalb besuchten wir eine Lavahöhle. Jetzt kommt die Geschichte mit dem Troll. Ein Guide führte uns fröhlich und mit viel Witz durch die dunklen Gänge. Ausgestattet mit einer Taschenlampe bestaunten wir die bizarren Lavagebilde, Jules Vernes Wegweiser nach Stromboli (dem Ausgang vom Mittelpunkt der Erde) und hörten spannende naturkundliche Fakten. Auf dem Weg querten wir eine weitere Gruppe, deren Guide noch weiteres Spannendes erzählte und gingen weiter.

Einmal mussten wir uns ducken um überhaupt in einen Gang zu gelangen. Dahinter war ein großer Raum, der aussah wie der Konferenzsaal der Trolle. Genau das erzählte der Guide dann: Hier würden sich alle Trolle treffen, manche würde von oben runter schauen, andere hier unten entscheiden. Als es gerade mal wieder ganz dunkel war hörte man plötzlich von hinten ein „Hello?“ „Hello?“ Im Dunkeln erbleichte der Guide sichtbar. Eine Amerikanerin fragte sich laut, ob dies nun ein Troll sei. Der Troll sprach: „Is this the group where my parents are?“ „Hm“, dachte ich, „diese Trollstimme kommt mir bekannt vor.“ Dann erbleichte ich. Dieser Troll war unser Sohn, der mal eben vor 10 Minuten verloren gegangen ist! Nobody has noticed, nicht mal seine Eltern, embarrassing! Er war bei der Gruppe (die wir vorher getroffen haben) stehen geblieben und hat vor lauter Interesse vergessen mit uns weiter zu gehen. Danach irrte er alleine durch die Lavagänge, zurück zur Info, traute sich sogar alleine in den niedrigen Gang um uns zu finden. Wir – im Urlaubsmodus – verschwendeten keinen Gedanken dass er verloren gehen könnte. Noch dazu war jemand anderer in der Gruppe der genau die selben Geräusche wie unser Sohn machte, wenn der Guide etwas sagte und er daraufhin etwas fragen wollte. Wie in der Schule eben. Deswegen waren wir uns im Dunkeln sicher, der ist da schon irgendwo herum, nah am Guide um den auszuquetschen. Er war schon ein bisschen geschockt, mehr geschockt war aber der Guide, der uns nie vergessen wird. Mein Sohn fühlt sich aber wohl in solchen Gefilden, er möchte seit langem Geologie studieren, jetzt möchte er sich auf Lavagestein spezialisieren.

Wir befanden uns im Snæfellsnes Nationalpark, einmal rund um den Vulkan sozusagen. Der nächste Stop im immer noch horizontalen Regen und Sturm war der Strand Djupalon. Oh wow. Ein Strand mit tausend schwarzen Lavasteinen, die alle bei jeder Welle dieses Geräusch machen. Wellendunst. Es folgen Fotos von zwei verschiedenen Tagen, einmal bei Schlechtwetter, einmal bei gutem Wetter, ich muss(te) hier mehrmals hin. Ein magischer Ort für alle Sinne.

Snaefellsnes veganinchen

Snaefellsnes veganinchen

Snaefellsnes veganinchen

Snaefellsnes veganinchen

Auf dem zweiten Bild kann man sehen, wie sich der Strand anhört … mit den Steinchen.

Weiter nördlich kam die Sonne kurz zum Vorschein und wir dachten wir sind auf Mallorca, wer würde bei so einem Stand denken, dies sei in Island?

Snaefellsnes veganinchen

In der Ortschaft Rif auf Snæfellsnes gibt es angriffslustige Seeschwalben. Zu Hunderten. Ich hab mich köstlich amüsiert wie sie meinen Freund attackiert haben.

Wir schlichen nun schon den ganzen Tag um den Snæfellsjökull herum und er ließ sich nicht blicken, ständig war er von Wolken umhangen. Auch am Vortag bei unserer Ankunft, er wollte sich nicht zeigen.

Deshalb sind wir weiter zum Kirkjufell, dem wohl fotogensten Berg auf Island (nach Meinung vieler Instagramler und anderer Fotografen). Er sieht aus wie eine Haifinne, die zwei Wasserfälle vor ihm machen es dann noch romantischer.

Snaefellsnes veganinchen

Ich habe dieses Foto hinbekommen obwohl eigentlich alles voller Menschen war. Es war ein guter Moment. Ansonsten hat mir dieser Ort nicht so sehr zugesagt, eben wegen der vielen Leute und dem fehlenden „Geheimen“. Wir sind dann noch weitergefahren zur Whale Watching Bridge, haben aber keinen gesehen. Diesbezüglich hatten wir dieses Jahr kein Glück. Bei der Rückfahrt hat sich die Gegend um Kirkjufell nochmal so richtig präsentiert, wie zum Trotze.

Snaefellsnes veganinchen

Snaefellsnes veganinchen

Und wie auch letztes Jahr haben wir wieder ganz viele Schafe getroffen, verlässlich immer zu dritt unterwegs, so wie wir.

Snaefellsnes veganinchen

Am nächsten Tag war das Wetter etwas besser. Wir sind zuerst an der Südküste wandern gegangen und haben die schönen Basaltklippen bewundert.

Snaefellsnes veganinchen

Snaefellsnes veganinchen

Danach sind wir mit dem Auto auf den Snæfellsjökull gefahren, der sich immer noch nicht gezeigt hat. So weit wir eben kamen und fahren durften. Das letzte Stück bis zum Gipfel ist ja schneebedeckt, man kann entweder rauf wandern oder sich mit einer Pistenraupe rauffahren lassen. Da es aber oben bewölkt war und man nichts gesehen hat, haben wir keines von beidem in Betracht gezogen.

Ausblick bei der Auffahrt, bei den sogenannten „singenden Höhlen“.

Snaefellsnes veganinchen

Oben wurde es dann teilweise ungemütlich, dann wieder sonnig. Schnee, Nebel, matschige gravel road, aber wir waren ja ausgerüstet. Ich hab die ganze Zeit gespürt dass ich mich hier wohl fühle. Ich hab den Vulkan gefragt ob er mir etwas sagen oder zeigen möchte. Und ihn gebeten, mir Energie mitzugeben.

Snaefellsnes veganinchen

 

Snaefellsnes veganinchen

Aussicht zu den Westfjorden

Snaefellsnes veganinchen

Auch am letzten Tag in seiner Nähe hat sich der Gipfel nicht gezeigt. Ich war aber nicht enttäuscht, sondern sehe es als Aufforderung. Wofür? Nochmal zu kommen.

Snaefellsnes veganinchen

Tankstelle auf Snæfellsnes

Snaefellsnes veganinchen

Bye bye, weiter gehts in die Westfjorde.

Westfjorde veganinchen

 

Tag 8 & 9 & 10 – Látrabjarg, Rauðisandur, Patreksfjörður

Puh, das war eine echt lange Fahrt. Genau das, was wir nicht mehr machen wollten, ein Tag lang nur im Auto. Klar, man hat die landschaftliche Abwechslung aber es fehlt einem doch die sinnliche Erfahrung. Diesmal haben wir in Patreksfjörður geschlafen – Männer im Zelt, ich im Guesthouse. Obwohl es die zweitgrößte Stadt in den Westfjorden ist, ein sehr einsames Plätzchen umgeben von gewaltiger Natur.

Patreksfjörður veganinchen

Patreksfjörður veganinchen

Wir hatten im Endeffekt nur einen Tag in den Westfjorden. Die beiden anderen waren An – und Abreise. An dem einen Tag haben wir aber zwei wundervolle Abenteuer erlebt, vor allem ersteres. Wir waren bei Látrabjarg, einer Steilküste ganz im Westen, ja dort ist überhaupt der westlichste Punkt Europas. Es ist einer der größten Vogelfelsen der Welt. Ich habe mich nah an die Klippen gelegt und konnte so den Papageientauchern sehr, sehr nah sein.

Látrabjarg veganinchen

Látrabjarg veganinchen

Auch Möwen mit ihren flauschigen Babies konnte man beim Füttern zusehen.

Látrabjarg veganinchen

Látrabjarg veganinchen

Bis zu 450 m hoch sind die Klippen.

Das zweite Abenteuer war Rauðisandur, der rote Strand.

Raudisandur veganinchen

Raudisandur veganinchen

Raudisandur veganinchen

Ich hab nur das Licht etwas heller gemacht wegen dem schlechten Wetter, die Farben waren genau so.

An unserem letzten Islandtag 2017 verspürte ich sowas wie Heimweh. Aber nicht nach Tirol, sondern nach Island obwohl ich noch dort war. Der drohende Abschied machte mein Herz schwer. Wir verabschiedeten uns von den Westfjorden

Westfjorde veganinchen

und fuhren wieder Richtung Hauptstadt, vorbei an Schafen die auch einen Strandtag gemacht haben.

Abends waren wir noch in der blauen Lagune. Dazu kurz auch noch ein Wort. Mein Freund war 2001 dort und hat etwa 8 Euro Eintritt bezahlt. Jetzt, 2017, haben wir pro Person 70 Euro (Hauptsaison, Gebühren …) bezahlt und online reservieren müssen um überhaupt reinzukommen. Kinder bis 14 sind frei. Innen ist es overcrowded. So viele Frauen an einem Ort wie in dieser Umkleide hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Klar ist es toll und schön und warm. Aber 70 Euro? In Anbetracht der vielen geheimen Hotpots in Island, die ich alle noch nicht ausfindig gemacht habe und die einsamer und wahrscheinlich noch viel toller sind, ist das schon viel Geld. Nach 1,5 h hab ich zudem durch die extreme Hitze an manchen Stellen Kreislaufprobleme bekommen, war erschöpft, so sind wir wieder gegangen.

Das war Island 2017. Tage voller Abenteuer und Seelenbilder. Ob es mir Energie gegeben hat?

Ja!

Und Horizont!

Horizont, wie wundervoll groß und vielfältig unsere Welt ist und dass ich nicht zuhause mit einem Berg und einer Wand vor dem Kopf umgeben von Tierquälern verzweifeln muss. Dass der Alltag nicht alle Tage sind. Dass ich nicht zuhause bin, wo unser Haus steht. Dass wahrer Reichtum Achtsamkeit ist. Dass Island immer noch zu mir sagt: Komm, leg dich zu mir. Dass die, die zuhause mit Missgunst, Gewalt und Unachtsamkeit auf mich und die schwachen Mitlebewesen einwirken nur ein kleiner Teil des Lebens sind und nicht das Leben selbst. Dass es Orte gibt, wo ich atmen kann. Dass mich das Leben prüft, es aber gut mit mir meint.

 

Danke, dass alles gut gegangen ist. Danke R., dass du am Steuer warst (in vielerlei Hinsicht), danke meine Freundin B., dass du auf das Liebste aufgepasst hast, meine Kaninchen.

 

Bis bald, Island.

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