LUSH

Smells like a sea of flowers – LUSH unter die Nase genommen

„Die guten Dinge kommen von selber zu dir“ hat mal jemand zu mir gesagt. Meine Liebe und Arbeit mit Kaninchen hat eine weitere glückliche Fügung hervorgebracht. LUSH Austria hat mir geschrieben ob sie meiner kleinen Langohren – Notstation helfen können. Sie fördern gezielt kleine Institutionen im Bereich Menschen in Not, Natur – und Tierschutz, die so gut wie keine Chance haben. Außerdem wurde ich zum LUSH Bloggerevent eingeladen welches ich mit Spannung erwartete, besonders in Hinblick auf ihr Engagement im Kampf gegen Tierversuche.

Mit meinem Bloggerblock schlenderte ich durch die Innsbrucker Innenstadt. „Ach du, mein Innsbruck“ hab ich mir gedacht, „bist immer noch das Gleiche seit ich von dir weggezogen bin.“ Ein paar Verrückte, da jault eine laute Sirene, die Polizei stresst herbei, alles viel zu eng und wird immer enger, die Luft.. aber Moment mal, hier riecht es gut. Hier riecht es nach Blumen, ich bin vor dem Lush Store.

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Badebombe in Action

Lush verkauft frische, handgemachte Kosmetik. Jährlich werden über 50 Tonnen Obst und Gemüse in den Produkten verarbeitet. So haben auch wir den Angels On Bare Skin Reiniger direkt im Store hergestellt. Gemahlene Mandeln, Lavendelöl, Kamillenöl, Glycerin (aus Rapsöl, NICHT aus Palmöl), Rosenextrakt, Kaolin, Lavendelblüten..

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Das ist kein Keksteig, das ist der Angels of Bare Skin Cleanser eingehüllt in Lavendelblüten, welcher dann in Teile geschnitten und in einem Pot verpackt wurde, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Die Pots im Lush Store sind zu 100 % aus recyceltem Plastik, wenn man 5 leere wieder bringt, bekommt man eine Maske gratis. Auch das Papier (natürlich gibt es Papiertüten) ist recycelt und teils sogar handgemacht und stammt aus einem Fair -Trade Projekt. Flüssige Produkte werden in recyceltem Plastik, Glas oder Alu verpackt. Man spürt, LUSH arbeitet auch an diesem Thema. Mein üblicher Satz an der Kassa: „Für mich bitte kein Plastiksackerl, ich hab schon zehntausend zuhause und das Meer ist auch schon voll.“ war nicht nötig. Das Beste sind aber die Produkte, die gar keine Verpackung brauchen und davon gibt es bei LUSH einige in fester Form. Shampoos, Gesichtsserum, Deo, ja sogar Zahnpasta!
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Neben den Muttertags – Specials wurde uns auch der Charity Pot vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Hand – und Körpercreme, deren Einnahmen zu 100% (abzüglich dem Teil fürs Finanzamt (also der Mwst.)) in kleine Organisationen fließen, die sich für Menschenrechte, Tiere oder Umwelt einsetzen. Die Inhaltsstoffe sind fair gehandelt von friedlichen Gemeinschaften hart umkämpfter Krisengebiete, sechs Zutaten kommen aus SLush Fund Projekten. 2% der Ausgaben von Lush für Inhaltsstoffe kommen in diesen SLush Fund, welcher die Idee der Permakultur verfolgt > naturnahe Kreisläufe zu erschaffen und nachhaltig anzubauen. Ylang-Ylang-Öl, Moringaöl, Geranienöl, frische Aloe, Sheabutter und fair gehandelte Bio-Kakaobutter aus den unterstützten Gebieten werden im Charity Pot verwendet. Er ist außerdem vegan und selbstkonservierend.
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So, nun aber zu meiner Hauptmotivation.
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LUSH hat hierzu eine klare Einstellung. Sie gehen mit niemandem eine Geschäftsbeziehung ein, die in irgendeiner Weise an Tieren testen. Nicht nur der gewünschte Rohstoff muss tierversuchsfrei sein, das gesamte Unternehmen muss es. Auch wenn ein Unternehmen finanzielle, freundschaftliche Beziehungen zu einem Tierqualunternehmen unterhält, sieht LUSH von einer Kooperation ab. Die Vision von LUSH ist es, eine ganze Produktpalette tierausbeutungsfrei herzustellen. Diese gerade, reine Linie als Zielsetzung bewundere ich sehr, auch ich wäre gerne seit Geburt vegan und würde meine Lebensmittel, Kleidung etc.. nur dort kaufen, wo keine einzige Tierqual indirekt mitfinanziert wird.

 

Die EU Chemikalienverordnung REACH macht es aber auch LUSH schwer diese Linie in Zukunft konsequent durchzusetzen. Tierversuche sind in der EU Kosmetikrichtlinie verboten, REACH hat aber Sicherheitsrichtlinien, in denen Tierversuche noch durchgeführt werden dürfen. Dies betrifft weder Lebensmittel noch die meisten natürlichen Inhaltsstoffe. Allerdings gilt REACH für diverse natürliche Rohstoffe, die behandelt und verändert wurden, wie zum Beispiel ätherische Öle.

REACH bedeutet zwar dass nicht jedes einzelne Unternehmen selbst an Tieren testen muss, es gibt ein sogenanntes SIEF Forum in dem die Testergebnisse für alle Registranten abrufbar sind, so könnte es aber passieren dass LUSH Lieferanten gezwungen werden, Versuche durch dritte Parteien in diesem „Pool“ zu akzeptieren. Das Thema ist schwer zu verstehen, ein kleiner Film gibt Auskunft:

Momentan befindet sich LUSH aber noch in der Registrierungsphase und versucht fieberhaft andere Lösungen zu finden. TierschutzaktivistInnen haben darum gebeten, mit der Erhebung dieser von REACH geforderten Daten solange zu warten, bis alternative, tierversuchsfreie Methoden zugänglich sind. Es wurde lediglich festgehalten, dass mit der Entwicklung solch tierversuchsfreier Methoden die Tierversuche mit sofortiger Wirkung ersetzt würden. Um Alternativen anzuerkennen, müssten mehrere Labore zu den selben Ergebnissen kommen, was viel Zeit und viel Geldaufwand bedeutet. So hat LUSH den Lushprize ins Leben gerufen. In den Kategorien Wissenschaft und Nachwuchsforscher, Ausbildung, öffentliches Bewusstsein und Lobbyarbeit werden Preise vergeben, um die Forschung rund um die alternativen Prüfverfahren anzutreiben und auszubilden.

Außerdem hat LUSH vor drei Jahren ihren Richtlinien eine Klausel hinzugefügt, Inhaltsstoffe neu zu überprüfen und nach Möglichkeit aus ihren Produkten zu entfernen. Allerdings ist dies nicht bei allen möglich und so muss auch LUSH Ausnahmen machen. Bisher waren nur wenige Inhaltsstoffe betroffen, mit dem Voranschreiten von REACH (vor allem ab 2018) werden aber die viele Inhaltsstoffe betroffen sein und somit wichtige Grundlagen zur Herstellung der Produkte fehlen. Aus diesem Grund hat LUSH die tierversuchsfreien Richtlinien dahingehend angepasst, dass die von REACH betroffenen Inhaltsstoffe von gängigen Forderungen ausgenommen werden.

 

LUSH sagt also nicht: Verdammt! Diese Ungerechtigkeit! Da kann man wohl nix machen! Sie setzen sich mit REACH ganz genau auseinander um zu liefern was die Verordnung vorschreibt, ABER eben ohne Grausamkeit an Tieren. So, dass am Ende, wenn (wie wir es uns – ob laut oder leise – doch alle wünschen und auch schon lange wissen) bewiesen wird, dass Tierversuche überflüssig sind, von keiner Seite aus mehr irgendein Gegenargument kommen kann. Objektiv gesehen überwiegen nicht nur die praktischen Vorteile alternativer Prüfmethoden (Kosten, Zuverlässigkeit, Zeit). Eine authentisch validierte Forschung, die aus einer Motivation entspringt, die nicht nur einem Konzern und dem Endverbraucher sondern für die gesamte Umwelt, unseren Mitlebewesen, dem Planeten und unserer Zukunft von Vorteil ist, macht doch mehr Sinn.

 

Ich glaube auch, dass KonsumentInnen an reinem Gewissen interessiert sind. Sie würden bei der Wahl zwischen einem Tierqualprodukt und einem ohne Tierqual bei gleichem Preis, das ohne Tierqual nehmen. Deshalb ist es wichtig so viel wie möglich Transparenz zu schaffen, Informationen zu verbreiten. In der heutigen Zeit geht viel Bewusstseinsbildung von den Medien aus und diese verweisen gerne in die „comfortzone“. Sie sagen dir offen oder unterschwellig in Schrift oder mit einem Promi: „denk nicht weiter drüber nach, du hast es dir verdient (weil ich es mir wert bin), wo es herkommt > egal. Außerdem sind wir eh billiger.“ Deshalb ist es enorm wichtig, seine Kaufkraft zu überdenken und Unternehmen zu unterstützen, die weiter denken als an sich und ihre Marketingstrategie. Satt werden sonst nur ein paar fette Geschäftsbosse. Wie schön wäre es, etwas kaufen zu können, was mir gut tut und gleichzeitig leiste ich auch einen Beitrag für die Gesamtheit bzw. hinterlasse damit nichts (Müll) bzw. kaufe ich damit etwas „reines“, frei von Tod, Angst und Gefängnis? Wir sind uns nicht bewusst wie viel Macht wir als KonsumentInnen haben. Steigt die Nachfrage nach cruelty free, passen sich auch die Preise und das Angebot an. Das ist momentan ganz schön bei veganen Lebensmitteln zu beobachten.

 

Mein persönliches LUSH Erlebnis war nicht nur eines der Sinne (sehen, fühlen und riechen). Das Thema REACH hat mich ganz schön durcheinander geworfen und ich habe viele Produkte die ich verwende, überdacht. In der Meinung ich kaufe bereits cruelty free musste ich feststellen, dass dem nicht so ist. Produkte in Reformhäusern, die auch im Netz als tierversuchsfrei hochgelobt werden, sind nur im Endprodukt tierversuchsfrei. Das ist nicht ok!

 

LUSH ist nicht einfach nur „AGAINST ANIMAL TESTING“, sondern sie „FIGHTEN“. Aktivismus ist so wichtig, so wichtig, ich kann es nur immer wieder schreiben und sagen. Menschen aus ihrer comfort zone locken, erschüttern, berühren, verändern. Das ist auch das, was ich mit meinem Blog als höchstes Ziel erreichen möchte. Hier könnt ihr nachlesen, wo sich LUSH bemerkbar macht und engagiert. Vielen Dank, dass sie ihre riesige Lobby sinnvoll nutzen. Authentisch hat es das Ganze für mich gemacht, weil sie meine „kleine Langohrennotstation“ als wichtig genug empfunden haben, mich anzuschreiben. Ich bin leider kein Verein und kann somit keine Förderungen annehmen, aber ich kenne viele ungesehene Helden, die das brauchen. Gerade NoNames, die mit wenig Öffentlichkeit und ganz leise Unglaubliches leisten, bringen einem Unternehmen im Gegenzug nicht viel, LUSH bemüht sich aber augenscheinlich genau da zu helfen.

 

„Du riechst so gut, das ganze Auto riecht danach und dein Zimmer auch.“ Das war als ich vom Bloggerevent heimkam.

Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich der Vorsatz von LUSH genauso durchsetzt wie ihre Düfte. Menschen inspiriert und sich immer mehr Unternehmen für alternative Testmethoden einsetzen. Tierversuche sind und bleiben grausam und unnötig, und es ist nicht schön sich etwas auf die Haut zu schmieren, von dem Millionen Kaninchen in Gitterboxen Hautreizungen und eitrige Augenentzündungen bekommen haben, es ist nicht schön! Es ist nicht fair, das leidensfähige Tier milliardenfach dafür zu benutzen, damit ein paar wenige Menschen damit sehr reich werden. Es ist auch nicht fair, das dem Konsumenten zu verschweigen.

 

Umsatz zählt. Bei wahrscheinlich fast allen. Und damit man nicht ganz der Geier ist, betreibt man ein bisschen greenwashing. Es ist durchschaubar, liebe Unternehmen, über kurz oder lang. Wenn ihr achso Bio seid, aber aus Kostengründen alles in Plastik verpackt weil es in der Lieferkette teurer wäre dem Kunden zuzutrauen, sich die Nudeln selbst abzufüllen, ist das nicht so ganz authentisch. Wenn etwas nicht geändert wird was im Sinne der Nachhaltigkeit leicht geändert werden könnte (vor allem bei größeren Unternehmen bei denen sich viele Leute dann einfach danach richten würden) weil es sich nicht rechnet oder amortisiert, kommt das auch blöd rüber. Und ja, wahrscheinlich ist es bis zum heutigen Datum noch so, dass für die meisten KundInnen Bequemlichkeit, angenehmes Kauferlebnis, Augen zu und mir gehts gut der größte Mehrwert ist, ABER es gibt auch diejenigen, für die Engagement, Authentizität, Lösungsansätze, bereits Umgesetztes, Ziele im Sinne des „Ganzen“, Innovation, ehrliche Beweggründe, Herzensbildung in der Öffentlichkeitsarbeit DER Mehrwert ist, der ausschlaggebend für die Kaufentscheidung ist.

 

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