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Leise Helden

Hilf immer. Du könntest vielleicht die einzigste Person sein, die es tut.

Zur Lage der Amphibien in Tirol und Menschen, die ohne viel Aufmerksamkeit Großartiges leisten.

Hilf immer. Du könntest vielleicht die einzigste Person sein, die es tut. Ein Satz, über den ich viel nachdenke. Auch und vor allem, wenn ich täglich Bilder von hilfesuchenden Tieren sehe. Hunde in Tötungsstationen, Kaninchen in verdreckten Käfigen, ausgediente Nutztiere die ein Zuhause suchen. Irgendwo hoffe ich immer: Da gibt es Organisationen, da gibt es noch andere Menschen die nicht mehr schlafen können und vor Ort helfen.. aber im Endeffekt: wenn ich selbst Platz habe und mich melde, bin ich meist die Einzigste. Was mir sagt dass eventuell – obwohl auf Facebook zehntausende Male geteilt – niemand geholfen hat weil alle so gehofft haben. Am Ende wurde der Hund doch eingeschläfert, das Kaninchen und die suchenden Nutztiere geschlachtet. Ein schrecklicher Gedanke und doch die Realität. Genauso wie: Man sieht auf der Strasse ein verletztes Tier… niemals könnte ich vorbeifahren. Aber wie viele fahren vorbei weil sie glauben da hilft schon jemand? Oder: Ich kann das nicht sehen. Und manche sehen es tatsächlich nicht.

Genauso wie sie auf unzähligen Strassen Tirols nicht die Amphibien sehen, die jetzt (Ende Februar, März, Anfang April und erneut im August) von ihren Überwinterungsplätzen zu naturnahen Tümpeln und Gewässern wandern, die auch immer seltener werden. Durch die Regulierung vieler Fließgewässer gibt es kaum mehr natürliche sich ständig verändernde Lebensräume an großen Gewässern, genau diese werden von speziellen Arten aber benötigt. Amphibien sind in Tirol stark gefährdet, viele Arten sind schon ausgestorben. Schuld ist auch eine Pilzerkrankung die u.a. durch das Entnehmen der Frösche und Kröten und Einsetzen in andere Gewässern weiter verbreitet wird. Jedes verlorene Lebewesen ist neben dem Tierschutzgedanken auch ein Verlust für den Naturschutz.

So auch im Sellraintal. Dort befinden sich neben der Schnellstrasse Überwinterungsplätze von Frösche und Kröten. Da die EU dazu verpflichtet besonders gefährdete Arten zu schützen, wurde dort 2010 ein Froschzaun errichtet. In erster Linie für eine Bestandsaufnahme. Am Zaun sind Kübel befestigt/vergraben in die die Frösche hineinfallen, dann in den Kübeln über die Strasse getragen werden und von dort bergauf zu einem Weiher wandern.

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Über diesen steilen Hang können die Frösche ihre Wanderung zum Wirtsee fortsetzen:

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Diese wertvolle Arbeit des „Froschtaxis“ leisten seit Jahren zwei engagierte Menschen, ehrenamtlich. Zweimal täglich gehen sie den Froschzaun ab und bringen die Frösche auf die andere Strassenseite, lassen sie dort liebevoll frei und befestigen die leeren Kübel wieder am Zaun. Bei jedem Wetter, bei jedem Gesundheitszustand.

2016 haben Toni und seine Frau 952 Grasfröschen und 19 Erdkröten das Leben gerettet. Taleinwärts in einem ungeschützten Bereich weiteren 47 Grasfröschen. 952! Und diese konnten sich wiederum in dem erreichten Weiher fortpflanzen. Dieses Engagement ist unbezahlbar. Von Seiten des Naturschutzes und von Seiten der Tiere, jedes Leben zählt und ist zudem wertvoll für das gesamte Ökosystem.

Für jedes Froschi und jede Kröte sage ich DANKE, von Herzen. Danke auch jedem, der stehen bleibt und Tieren über die Strasse hilft, der Regenwürmer vom Asphalt in die Erde bringt, der Bienen Zuckerwasser gibt, Spinnen und Insekten rausträgt, danke denen, die Halt machen, denen, die sich einmischen, denen, die Missstände ansprechen.

Wenn ihr nicht helft, tut es vielleicht keiner. 

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Machts gut ihr wunderschönen Wesen, viel Glück auf eurer Weiterreise!

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Irgendwas läuft schief auf dieser Welt. Eine Kardashian, die sich in Pelz umhüllt, nichts kann und nichts leistet, erntet Aufmerksamkeit. Als wäre sie ein Vorbild in Intelligenzminderung, Leere oder Informationsmüll. Menschen, die wirkliche Heldentaten vollbringen wollen meist gar keine Aufmerksamkeit, ihnen gebührt aber trotzdem großer Beifall und Respekt. Ihnen gebührt Hilfe und eine Vorbildfunktion für unsere Kinder, die sich intensiv für Themen wie Amphibien und deren Lebenswelt interessieren.

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Ein weiteres Problem bei Amphibienwanderungen sind Weideroste. Weideroste sind große Metallgitter, die Weidekühe daran hindern soll auf einem Forstweg das Gebiet zu verlassen. Leider fallen durch dieses Gitter auch Frösche, Mäuse, Molche, eigentlich alles was durch die großen Spalten passt. Meistens befindet sich darunter ein auswegloses Gefängnis oder noch schlimmer: dieses Betonloch ist bereits mit Wasser gefüllt ohne eine Aufstiegsmöglichkeit, sodass die Tiere – sobald sie die Kräfte verlassen – ertrinken. Es gab in Tirol in den letzten Jahren die Aktion Achtung Weiderost, bei der an besonders frequentierten Stellen Aufstiegshilfen in Form von Lochblechleitern eingebaut wurden, so dass die Tiere sich von selbst wieder befreien konnten. Dies ist auch großteils der Aufmerksamkeit und dem persönlichen Engagement von Privatpersonen zu verdanken. Daher die Bitte an alle meine LeserInnen: Sollte euch beim Wandern ein solcher Weiderost ins Auge fallen gibt es einige leichte Sofortmaßnahmen, die man selbst umsetzen kann: Einen langen Stock oder noch besser ein Brett schief reinstellen, sodass die Tiere raufklettern können. Manchmal ist der Boden nicht so weit entfernt, sodass man die entkräfteten Tiere auch mit der Hand rausholen kann. Die geografischen Daten kann man auch an das Amt der Tiroler Landesregierung senden, Abteilung Umweltschutz, um von dort Hilfe zu erbeten.

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Zum Abschluss möchte ich noch zwei Bilder von dem Paradies posten, in das die geretteten Frösche wandern.

Bilder der Hoffnung und voller Dankbarkeit an die, die dies durch ihre leisen Taten am Leben erhalten.

Tirol Amphibien

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