amphibien sellrain tirol

Die pädagogische Sorgfaltspflicht

… bewusst vernachlässigt, außerdem Missachtung des Menschenrechts auf Information, so würde ich aktuelle Geschehnisse beschreiben.

Ein großes österreichisches Lobby – bzw. Marketingunternehmen sorgt momentan für Aufruhr in den Medien – zu Recht. Das besagte Unternehmen hat ein Kinderbuch mit den Protagonisten Rind und Schwein herausgebracht, welche von sich selbst sagen, ihr Sinn wäre es als Schnitzel oder Filet zu enden. Das sei auch der Grund, warum sie so gutes Futter bekommen und fröhlich auf der Weide stehen. Am Ende verabschieden sie sich voneinander: „Wir sehen uns wieder“ – als Fleisch auf dem Teller.

Als Mutter

als Pädagogin

als Mensch

bekomme ich davon

… das kalte Kotzen.

 

Ich kann es nicht besser ausdrücken als das KALTE KOTZEN.

Es widert mich auf so vielen Ebenen an: Die Absicht die kleinen LeserInnen zu täuschen, sich völlig ungeniert öffentlich für ein Verbrechen zu rechtfertigen, das Seelchen – welches sein Leben geben muss für die paar Euro, die sich die Gierhälse in den Schlund werfen –  komplett außer Acht zu lassen, für das Ziel neue unreflektierte Konsumenten heranzuzüchten, dass es derart (es gibt kein besseres Wort als) verhurte Menschen gibt die für Geld alles tun. Zum Beispiel ein Buch zu produzieren, welches unterm Strich nichts ist als eine dreckige Lüge.  Eine Beleidigung der kindlichen Intelligenz und Wissbegierde.

Gelogen ist, dass die Tiere auf der Weide stehen. In dieser Lüge ist besagtes Unternehmen bereits erprobt. Gelogen ist, dass die Tiere positive Emotionen haben bei IHRER ERMORDUNG. Ach, jetzt haben sie plötzlich doch Gefühle? Und die Gefühle sind so, dass ihr damit weiter euer dreckiges Geld verdienen könnt? Was kommt als nächstes? Hallo, ich bin eine Frau! Ich bin so glücklich am Herd zu stehen und zu warten bis mein Mann mich abends gegen meinen Willen besteigt? Ich bin dafür da, genauso wie das nette Schweinchen in eurem Buch!

 

Kaltes Kotzen.

 

Der österreichische Werberat hat das Buch nun gestoppt.

 

Was ist los in einer Gesellschaft in der so ein Buch überhaupt angedacht wird?

 

Ich unterstütze das Vorhaben Kindern mitzuteilen, woher ihr Essen kommt. Das meine ich mit Recht auf Information, auf wahrheitsgetreue Information, keine eingefärbte bezahlte verhurte Information. Dieses Recht hat jeder Mensch, auch wenn er fünf Jahre alt ist. Und dieses Recht haben auch Eltern dem Kind nicht vorzuenthalten. Dieses Vorleben ohne ein Wort des eigenen Zweifels lehrt den Kindern: Hinterfrage nichts. Schau dir nicht an, woher die Informationen kommen. Steh bloss nicht auf wenn etwas Unrecht ist, verhalte dich ruhig.

 

Sei still und konsumiere.

 

Als Mutter und durch die Arbeit mit Kindern weiß ich, dass diese sehr wohl nachfragen ob das den Tieren nicht weh tut. Töten ist kein Glücksgefühl, das verstehen auch die ganz kleinen und auch die ganz großen Gefühllosen, niemand ist zu dumm dazu, es ist eine bewusste Entscheidung sich nicht damit auseinanderzusetzen.

Warum lassen sich Menschen mit falschen Informationen beruhigen? Das ist alles andere als beruhigend. Kann man die Wahrheit so leicht wegpacken, genauso wie das Wegpacken WAS mit Fleisch alles mit – gegessen wird. Medikamente, Todesangst. Gerade heute wieder in einem Buch gelesen: Beim Fäulnisprozess im Darm besteht nach Fleisch – Eier – und Fischkonsum LEICHENGIFT. Cadaverin, wer googeln mag.

Neulich hat mir jemand geschrieben: Danke für den Konflikt den du in mir auslöst. Dieser Konflikt, diese Dualität ist das Thema. Fragt man die Menschen direkt: „Sag mal, WILLST du dass das passiert?“ sagen die meisten Nein. Gibst du ihnen das Messer, machen sie es nicht, auch weil es genug Alternativen gibt. Hunger ist 2017 kein Argument mehr. Es ist mit dem heutigen Wissensstand wo es herkommt und wie abscheulich es produziert wird eine bewusste Entscheidung. In dieser Entscheidung sind alle stark, obwohl sie sich eigentlich nicht sicher sind, wie stark sie tatsächlich sind, dass tatsächlich sie den Auftrag für weiteres Morden mit ihrem Geld geben.

Es ist auch eine Entscheidung, den Medien, der Werbung ungefiltert glauben zu wollen. Mediale Formulierungen wie: artgerechte Schlachtung einfach so hinzunehmen und zu denken: Hm, fein, ich tu was Gutes wenn ich dieses Fleisch kaufe.

 

Artgerechte Schlachtung.

 

Bitte nochmal: Artgerechte Schlachtung. Ich, der Biobauer liebe mein Tier so sehr, dass ich es artgerecht schlachte.

 

Ich wundere mich sehr, dass dies noch nicht verboten ist.

 

Auch irreführende Werbung wie das sprechende Schweinchen auf der Weide.

 

Nochmal zurück zu den Kindern.

Kinder suchen nach Vorbildern, beobachten genau wie ihre Eltern oder Pädagogen sich verhalten. Gibt ein Elternteil das Buch ohne Worte weiter oder liest es kommentarlos vor, wird das Kind in seiner Suche allein gelassen. Es spürt den Zwiespalt, den inneren Konflikt, die Dualität und es ist SO wichtig dies anzusprechen, dies zu lösen, da zu sein, von den eigenen Gefühlen zu sprechen, ehrlich zu sein.

Im Zuge einer Radiosendung hab ich auf der Strasse eine Umfrage gemacht wie Eltern es finden würden, wenn ihre Kinder im Zuge eines Tierschutzunterrichtes eine Exkursion in ein Schlachthaus unternehmen würden. Keines der Eltern war entsetzt. Alle meinten sie würden es gut finden mit entsprechender pädagogischer Aufarbeitung. Klar ist es schlimm, aber es ist wirklich so, es IST schlimm! Das ist die Realität! Es ist nicht nur hier so dass Kinder Dualität spüren, auch wenn sich zwei Elternteile nicht mehr sehen können aber zugunsten der Kindes ein Schauspiel aufführen, merkt das Kind dies. Es verunsichert und das Kind stellt sich zurecht selbst die Frage, warum ihre Bezugspersonen nicht ehrlich ist.

Ich halte es für den richtigen Weg dem Kind die Wahrheit zu sagen. Alle seine Gefühle zu zu lassen, alle Fragen stellen zu lassen und als Erwachsener von den eigenen Gefühlen zu erzählen. Auch, wenn man zu manchen Themen noch keinen klaren Zugang gefunden hat. Es ist schlimmer erstarrt unehrlich zu sein als zu weinen. Und so verhält es sich auch mit dem Thema Tierrechte und Kinder. Sie haben ein Recht auf die Wahrheit. Sie haben ein Recht selbst zu entscheiden wie sie damit umgehen, kein geldgeiles Unternehmen sollte sie manipulieren dürfen oder ihnen etwas verschweigen. Eines der wichtigsten Lernerfahrungen fürs Leben ist kritisches Hinterfragen und das ist nur mit Ehrlichkeit und innerer Stärke gegeben. Das ist für mich pädagogische Sorgfaltspflicht.

 

 

Ein kurzer Nachsatz:

Animals have something to teach us.

Achtsamkeit. Beobachten, leise Seelen fühlen. Eltern, die diesen Zugang verloren haben oder ignorieren geben dies leider auch nicht an ihre Kinder weiter. Ich beobachte das mit großer Traurigkeit. Vielleicht schreib ich irgendwann einen Artikel darüber.

 

Im Bild: mein Sohn mit Toni beim Frösche über die Strasse tragen

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